Die neue orange integrale Karte – Einleitung des conceptMarketeers:
Im Rahmen des Neuauflage der integralen Karten in Zusammenarbeit mit der Illustratorin und 3D-Künstlerin Kim Schneider haben wir gemeinsam eine Serie von Artikeln aufgesetzt, in der wir nicht nur unsere inhaltlich und fachlichen Gedanken zu dem Aufbau der einzelnen Designs dokumentieren, sondern auch ihre technische Entstehung. Kim Schneider gibt dabei mit ihren sehr persönlichen und ungeschminkten Beiträgen eine Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit, der Ihnen als Kunde einen ganz anderen Bezug zu den Ergebnissen unserer Arbeit bieten soll.
»Was nicht passt, wird passend gemacht!«
Angefangen hat alles mit der Idee zu einem Bild. Es ging um die orange Karte und die Idee, die Pionierin Amelia Earhart als Inspiration für das Motiv zu benutzen. Themengerechte Kleidung war das Allererste, was mir in den Sinn kam – oder eher der Mangel dessen.
Ich bin stolze Besitzerin einer Poser-Contentbibliothek, die ihre biblischen 100 Gigabyte Umfang bereits hinter sich gelassen hat. Hauptanteil dieser Bibliothek stellen Fantasy- und Sci-Fi-lastige Inhalte dar. Alltagskleidung, realistische Kleidung und dergleichen mehr fand sich dort so selten, dass ich die entsprechenden Funde an sehr wenigen Fingern abzählen kann.
Schon zu Beginn meiner Suche hatte ich einen faulen Kompromiss gefunden, der etwa zu 20% das darstellte, was ich eigentlich verrendern wollte.
Da ich mich damit jedoch nicht zufriedengeben wollte, begann ich meine drei Tage andauernde Contentsuche. Innerhalb meiner eigenen 3D-Bibliothek, auf diversen Marktplätzen, in diversen Freebie-Sammlungen. Mein Gedanke, dass es doch etwas geben musste, was einer historischen amerikanischen Pilotenjacke irgendwie ähnlicher sehen könnte und thematisch passender wäre, verpuffte mit fortschreitender Suche. Selbst Kleidungsstücke, die nicht für mein Modell gedacht waren, wurden inspiziert… ohne zufriedenstellendes Ergebnis. Sogar der Gedanke, die gesuchte Klamotte selbst zu modellieren war mir schon durch’s verzweifelte Hirn gegeistert.


Zwischenbilanz
Als ich aber nach diesen drei Tagen kapitulierte, tat ich es mit der Erkenntnis, wieviel Zeit ich bereits in diese verflixte ergebnislose Suche gesteckt hatte.
»Dann wird es halt mit Nachbearbeitung passend gemacht!« lautete meine trotzige Kampfansage. Dies war der allerletzte Weg, den ich hatte beschreiten wollen. Warum dem so war, diese Frage stellte ich mir zu diesem Zeitpunkt (noch) nicht. Vorerst musste ich mir, der orangenen Karte und vor allem Robert beweisen, dass ich die gefundene kurzschürzige Lederjacke von ihrem luftigen Zustand auf ein akzeptables torsobedeckendes Maß erweitern konnte.
Das Experiment an einem Testrender glückte auch besser als erwartet. Nach einem absegnenden Nicken aus der Auftraggeberecke setzte ich mich an den finalen Render, der nach vorliegender Rezeptur zur Nachbearbeitung behandelt wurde.
Und während ich letzte Hand an das Motif legte, fragte ich mich endlich, warum ich nicht von vornherein den Weg der Nachbearbeitung gegangen war. Letzten Endes war diese Lösung die schnelleste und effektivste. Gerechnet an purer Arbeitszeit hatte ich mehr Stunden in die Suche eines geeigneten Modells versenkt als in die finale Ausführung.
Was also hatte mir das Brett vor dem Kopf so eng gezurrt?
Blick über den Tellerrand:
Ich denke, wenn man so dicht an einem Thema sitzt – in meinem Falle 3D-Modelle, die für jeden Zweck maßgeschneidert präsent zu sein haben – verliert man die Alternativen schnell aus dem Auge. Die Scheuklappen rasten ein und man schießt sich mit immer enger werdendem Tunnelblick auf sein angestrebtes Ziel ein. Das Wie, Warum und Weshalb geht oft völlig verloren.
Wenn man dann absehbar gegen die Wand der selbstgebauten Sackgasse rennt, ist das vielleicht die einzige Möglichkeit, sich neu zu besinnen und seine vorige Haltung zu überdenken.
Während der drei Tage meiner Odyssee wurde auch mein Fokus immer enger. Exemplarisch kann ich die Einengung meiner Suchbegriffe anführen: Von »Jacke und Hose« zu »Lederjacke« und von dort zu »Pilotenjacke« oder »Bomberjacke«. Und natürlich war alles ausschließlich auf entsprechende 3D-Modelle ausgerichtet, und nicht auf die Möglichkeiten der Nachbearbeitung in zwei Dimensionen.
Fazit: Es muss nicht immer 3D sein, 2D tut es auch. Man darf seiner eigenen Vernagelung nicht erlauben, sämtliche möglichen Alternativen zu verwerfen. Am Ende landet gar die richtige Idee in der Mülltonne!
